Die räumliche Lebenswelt von Kindern und
Jugendlichen hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr verändert. Nicht nur in
Städten, zunehmend auch in ländlichen Regionen sind die Möglichkeiten für
Mädchen und Jungen, anregungsreiche und vielfältige Spiel- und
Aufenthaltsbereiche zu finden, die zugleich leicht und gefahrlos zu erreichen
sind, weniger geworden. Kinder im Besonderen brauchen solche Räume, um sich
dort bewegen und mit allen Sinnen
Hören, Sehen, Riechen, Tasten, Fühlen
erfahren und lernen zu können. Aber auch Jugendliche brauchen attraktive
Außenräume: Treffs mit den Gleichaltrigen, Plätze, Brachen oder Grünflächen,
die spontanes Spiel, Kommunikation und Bewegung ermöglichen.
Kinder und Jugendliche werden mehr und mehr als
Trägerinnen und Träger eigener Rechte erkannt und als Expertinnen und Experten
ernst genommen, besonders wenn es um ihre eigenen Angelegenheiten geht. Sie
haben ein Recht auf Mitbestimmung und Mitgestaltung.
Deshalb wurde im Jahre 1999 unter der Federführung
des Umweltministeriums und des Jugendministeriums das Gemeinschaftsprojekt
Spielleitplanung gestartet. Das Land Rheinland-Pfalz zeigt damit einen qualitativ
neuen Weg für eine kinder- und jugendfreundliche Gesamtentwicklung des
kommunalen Raumes auf, in dem in systematischer Weise Planungs- und
Beteiligungsprozesse miteinander verzahnt werden. Durch die Beteiligung der
Kinder und Jugendlichen in allen Planungsphasen werden sie in der Ausübung
ihrer Rechte und auch Pflichten unterstützt und gestärkt.
Der Erhalt, die Sicherung und die Neuschaffung
geeigneter Flächen und Räume wird durch eine im Sinne der Spielleitplanung
fachbereichsübergreifende Planung unter konsequenter Beteiligung von Kindern
und Jugendlichen ermöglicht.
Das Verfahren der Spielleitplanung wurde in den vergangenen
Jahren in sieben Modellgemeinden (Bodenheim, Duchroth, Hergenfeld, Marienthal,
Neuwied, Waldböckelheim und Weinsheim) erprobt und erfolgreich durchgeführt.
Die daraus entwickelte Handlungsanleitung
Spielleitplanung gibt allen, die sich für die Belange von Mädchen und Jungen,
jungen Frauen und jungen Männern einsetzen und mit ihnen gemeinsam planen und
gestalten wollen, fundierte Informa-tionen und Grundlagen, um Spielleitplanung
in der Ortsgemeinde oder Stadt durchführen zu können. Die Praxisbeispiele aus
den Modellgemeinden laden dazu ein, auch für die eigene Gemeinde den passenden
Weg zur Realisierung der Spielleitplanung zu finden.
Die Handlungsanleitung ist so konzipiert, dass
Leserinnen und Leser jederzeit in ein sie interessierendes Kapitel einsteigen
können, da zu Beginn meist der Bezug zum gesamten Verfahren dargestellt wird.
Der Fachanhang enthält vertiefende fachliche Aspekte. Er wendet sich primär an
Planerinnen und Planer sowie die Akteure der Jugendhilfe und soll ihnen helfen,
Spielleitplanung qualifiziert zu realisieren.
Spielleitplanung, auch das zeigt uns die
erfolgreiche Umsetzung in unseren Modellgemeinden, fördert den sozialen
Zusammenhalt in der Kommune und stärkt das bürgerschaftliche Engagement
insgesamt, da Kinder, Jugendliche und erwachsene Bürgerinnen und Bürger sich
aktiv in den Prozess der Spielleitplanung einbringen und sich damit
identifizieren. Die Entwicklung der Ortsgemeinde oder Stadt hin zu mehr
Kinderfreundlichkeit ist zu einem gemeinsamen Anliegen geworden.
Wir
appellieren daher nicht nur im Interesse der Kinder und Jugendlichen, sondern
zum Vorteil aller Einwohnerinnen und Einwohner, dass möglichst viele
Ortsgemeinden und Städte die Spielleitplanung umsetzen werden.
Margit Conrad Doris Ahnen